Zwischen Medizin und Mythos – Zwischen Medizin und Mythos – wenn die Wechseljahre anders verlaufen – Teil 1

Zwischen Medizin und Mythos – Zwischen Medizin und Mythos – wenn die Wechseljahre anders verlaufen – Teil 1

Keine Hitzewelle, keine Wechseljahressymptome?

Wer an Wechseljahressymptome denkt, hat fast automatisch Hitzewallungen und Schweißausbrüche im Kopf. Diese beiden Begriffe dominieren Studien, Medien und Gespräche. Das gilt für Arztpraxen genauso, wie für den privaten Raum oder das Arbeitsumfeld. Doch was ist mit all den Frauen, die gar keine Hitzewallungen erleben? Ist ihr Körper „außen vor“? Gehen diese Frauen ohne Symptome durch die Wechseljahre?

Ganz im Gegenteil – die Wechseljahre sind viel mehr als dieser Mythos.

Hitzewallungen als Symbol – nicht als Maßstab

In Deutschland gelten Hitzewallungen als Leitsymptom des Klimakteriums, weil sie sich leicht erfassen und zählen lassen: Wie oft am Tag? Wie stark? Wie lange? Das erklärt ihre wissenschaftliche Beliebtheit.

Doch aktuelle Studien zeigen: Nur etwa 16 Prozent der Frauen erleben tatsächlich deutliche Hitzewallungen – viel häufiger klagen sie über Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme oder Konzentrationsprobleme.

Die Biologie der Wechseljahre ist also weit komplexer. Über 30 bekannte Symptome spiegeln die hormonelle Anpassung wider – in Psyche, Haut, Muskeln, Stoffwechsel und Herz-Kreislauf-System.

Wechseljahre hier und anderswo

Es gibt keine „universale Menopause“. In Japan und China beschreiben Frauen Kopfschmerzen, Schwindel oder Muskelverspannungen als typische Beschwerden. Auch die „Frozen Shoulder“ wird dort als Symptom der Wechseljahre wahrgenommen. In Indien ist innere Hitze ein vertrauter Begriff, aber kaum jemand spricht von Schweißausbrüchen.

Pflanzenkraft gegen Hitzewallungen natürlich nutzen

Wenn das die Temperaturregulation im Körper aufgrund der sinkenden Hormonspiegel aus dem Tritt kommt, kann Mutter Natur wertvolle Hilfe leisten.

Salbei (Salvia officinalis) gehört zu den klassischsten Heilpflanzen der Frauengesundheit. Die Europäische Arzneimittelagentur bestätigt seine Wirksamkeit gegen Schweißausbrüche. In einer Schweizer Beobachtungsstudie reduzierten Salbeiextrakte Hitzewallungen um 60 % und nächtliche Schweißausbrüche um 69 % nach acht Wochen.​

Einfache Handhabung als Tee oder Hydrolat.

Salbeitee: Zwei bis drei Tassen täglich können, übermäßiges Schwitzen dämpfen.

Hierbei ist es wichtig, dass der Tee für die innerliche Anwendung maximal 3 Minuten Ziehzeit bekommt. Bei der Anwendung als Waschung, darf die Ziehzeit gerne auch 10-15 Minuten betragen.

Bestenfalls verwendest Du lose Blattware, die es in guten Kräuterläden oder Apotheken gibt. Für die innerliche Anwendung verzichte ich möglichst auf Teebeutel, wobei diese zum Beispiel auf Reisen sehr praktisch sind.

Salbeihydrolat: Auf Schläfen, Dekolleté oder Puls aufgesprüht – kühlt und beruhigt die Haut.

Bei Hydrolaten, also Pflanzenwässern, bitte immer auf gute Qualität achten. Alles, was direkt auf die Haut aufgetragen oder gesprüht wird, sollte uns auch mal ein bisschen mehr Geld wert sein. Es ist schließlich unser Körper.

Ich vergleiche das gerne mal mit dem eigenen Auto, so eines vorhanden ist. Da kauft man in der Regel auch nicht das billigste Motorenöl und sorgt für regelmäßige Wartung. Sollte unser eigener Körper uns das nicht mindestens genauso wert sein?

Moderne Hormontherapie – ein legitimer Weg

Viele Frauen meiden die Hormontherapie (HRT) aus Angst vor Risiken. Doch moderne Präparate sind sicherer als früher – vorausgesetzt, sie werden individuell dosiert und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt.

Laut Deutscher Menopause-Gesellschaft ist die HRT „indiziert bei starkem Leidensdruck“ und kann Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und vaginale Trockenheit nachhaltig verbessern.

Aktuelle Studien zeigen zudem, dass frühzeitig begonnene, niedrig dosierte Hormontherapie das Risiko für Osteoporose senken kann – ein Aspekt, der gerade für Frauen ab 50 zunehmend relevant wird. Dennoch ist unbedingt zu beachten, dass eine Hormontherapie ganz eng vom Arzt oder der Ärztin begleitet werden muss. Unter einer Hormontherapie sind Vorsorgeuntersuchungen und regelmäßige Check ups unerlässlich. Nur so können eventuelle Veränderungen rechtzeitig erkannt und behandelt und die Dosierungen gut angepasst werden.

Natürliche Wege, ärztlich begleitet.

Die Wechseljahre verlangen keine Entscheidung zwischen Pflanze und Medikamte, sondern ein informierteres Sowohl-als-auch.

Ob Du Dich für Hilfe aus dem Pflanzenreich oder eine ärztlich begleitete Hormontherapie entscheidest – entscheidend ist Wissen. Nur wer informiert ist, kann bewusst handeln.

Oder, einfacher gesagt: Keine Frau sollte aus Unwissenheit leiden.

Wenn Du tiefer eintauchen willst, findest  Du in meinem Buch „Entspannte Wechseljahre“ detaillierte Pflanzenrezepte, Duftmischungen und Selbstfürsorge-Rituale – für mehr Ruhe, wenn’s heiß wird.

Quellen

Wexxeljahre.de: Umfrage Wechseljahre – häufigste Symptome, 2025​

Heute & Morgen Studie: Beschwerden und Erwartungen von Frauen in den Wechseljahren, 2025​

NDR Gesundheitsportal: Wechseljahre – Symptome, Phasen und Dauer, 2024​

Wechselforschung international: Menopause der Frau – kulturelle Unterschiede, TAZ 2021 ; Harvard Study of Menopause, PubMed 1996​

EMA & Apomedica: Salbei gegen menopausale Hitzewallungen, 2015​

Aromatherapie: Welche ätherischen Öle helfen bei Wechselbeschwerden, 2021​

Hausmittel & pflanzliche Unterstützung: Traubensilberkerze, Rotklee, Soja, Mönchspfeffer, Apothekerkammer Österreich, 2024​

Deutsche Menopause-Gesellschaft: Hormontherapie – Leitlinie und Praxis, 2025​

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